Richtungsänderungen
Folgende Möglichkeiten für Richtungsänderungen können bei der Verlegung genutzt werden:
1. Ausnutzung der elastischen Verformbarkeit der Rohrleitung
In Bezug auf die Biegeradien sind zwei Anwendungsbereiche zu unterscheiden:
- Handling an der Baustelle
- Biegeradien im verlegten Zustand
Während beim Handling außer der Biegung keine weiteren Lasten zu berücksichtigen sind, ist im verlegten Betriebszustand eine Kombination aus Innendruck und Biegung zu berücksichtigen.
Handling an der Baustelle
Für das Handling an der Baustelle gilt die Formel:
Rmin (m) = 105 x Da x S/Rp
Dies gilt sowohl für Gasleitungsrohre, als auch für zementmörtelausgekleidete Wasserleitungsrohre. Bei einem Werkstoff mit einer Streckgrenze von 235 N/mm² und einem Sicherheitsbeiwert von 1,1 (s.u.) ergibt sich für den Biegeradius in (m) die Faustformel 500 x Da..
Biegeradien im verlegten Zustand
Für die elastischen Biegeradien im Trassenverlauf einer Gasleitung sind in den Arbeitsblättern G 462 und G 463 die Berechnungsgrundlagen angegeben. Bei den sich ergebenden Biegeradien bleiben die Auslegungsdrücke*) der Rohrausführungen unberührt. Dies gilt prinzipiell auch für Wasserleitungen.
Wasserleitungen / Gasleitungen mit MOP < 16 bar | Gasleitungen mit MOP > 16 bar |
Rmin = 210 x Da x S/Rp | Rmin = 206 x Da x S/RP |
Rmin = Mindestbiegeradius in m;
Rp = Streckgrenze in N/mm²;
Da = Außendurchmesser in mm;
S = Sicherheitsbeiwert;
MOP = max. Betriebsdruck
*) Da insbesondere im Verteilungsbereich von Gas und Wasser niedrigere Betriebsdrücke gegenüber dem Auslegungsdruck bei gegebener Wanddicke eingesetzt werden, lohnt zur Nutzung kleinerer Biegeradien ggf. eine genauere Berechnung bezogen auf die tatsächlichen Betriebsbedingungen.
Je nach eingesetztem Rohrwerkstoff sind die Sicherheitsbeiwerte und die Streckgrenzen unterschiedlich zu wählen:
Gasleitungsrohre mit MDP < 16 bar | Gasleitungsrohre mit MDP > 16 bar | Wasserleitungsrohre | ||||||
Werkstoff | S | Rp | Werkstoff | S | Rp | Werkstoff | S | Rp |
L245 | 2 | 245 | L245N/M | 2 | 245 | L235 | 1 | 235 |
L290 | 2 | 290 | L290N/M | 2 | 290 | L275 | 1 | 275 |
L360 | 2 | 360 | L360N/M | 2 | 360 | L355 | 1 | 355 |
L415N/M | 2 | 415 | ||||||
L450N/M | 2 | 450 | ||||||
L485N/M | 2 | 485 |
Rmin = Mindestbiegeradius in m;
Rp = Streckgrenze in N/mm²;
Da = Außendurchmesser in mm;
S = Sicherheitsbeiwert;
MDP = Auslegungsdruck
2. Gehrungsschnitte
Sind zulässig mit max. 7,5° pro Rohrende bei Gasleitungsrohren im Druckbereich bis 5 bar und max. 2,5° bei Gasleitungsrohren im Druckbereich bis 16 bar. Bei Wasserleitungsrohren sind max. 7,5° pro Rohrende (d. h. insgesamt 15° pro Verbindung) zulässig.
3. Herstellung von Feldbögen
Stahlrohre ohne ZM-Auskleidung können auf der Baustelle mit max. 1,5° je Biegeschritt von 1 x Da kalt gebogen werden (entspricht einem Biegeradius von etwa 40 x Da). Bei Rohren mit zusätzlicher FZM-Ummantelung sollte die Biegung auf maximal 1,0° je Biegeschritt beschränkt werden.